Erschienen im Lohrer Echo am 19.04.21.
Herr Pototzky und die Radinitiative zieht aus verschiedenen Vergleichen völlig falsche Rückschlüsse. Er schließt aus der Anzahl der Parkplätze und einem Vergleich mit einer Großstadt, dass wir bereits jetzt in Lohr zu viele Parkplätze zu Verfügung haben und ein weiterer Ausbau des Parkdecks nicht notwendig wäre.
Völlig unbeachtet lässt er dabei, dass wir in Lohr jeden Tag über 8000 Einpendler haben, wir mehr Arbeitsplätze wie Einwohner haben und somit Tagsüber mehr Parkplätze benötigen wie z. B. Würzburg.
Studien in gleich großen Gemeinden wie Lohr in ähnlicher Umgebung zeigen, dass über 60% der Befragten mit einem PKW zur Arbeit fahren. Bei längeren Anfahrtswegen steigen diese Werte sogar noch bis zu 90%.
Sogar die Grünen schreiben in ihrem Grundsatzprogramm unter Punkt 82:
In ländlichen Räumen ist die Mobilitätswende am anspruchsvollsten, denn viele Menschen sind dort auf das Auto angewiesen. . Regionale Wirtschaft zu stärken und Menschen bezahlbaren Wohnraum in der Nähe ihres Jobs zu bieten, vermeidet unnötige Wege, Gütertransporte und Pendelwege.
➡ Das heißt auch, dass wir in Lohr mehr Wohnraum ausweisen müssen, um damit aus den Pendlern Bürger werden können, um somit die Verkehrsbelastung zu reduzieren.
Der ÖPNV in den Städten Würzburg mit Strassenbahn und Vergünstigungen (Großwabe), Freiburg, Münster lässt sich beim besten Willen nicht mit dem Angebot in Lohr oder MSP vergleichen.
Warum haben wir uns für eine Aufstockung der Parkplätze ausgesprochen und wären sogar bereit, die momentan geplanten 310 Stellplätze noch zu erhöhen. Dafür sprechen aus unserer Sicht folgende Gründe:
- Wartelisten für Anwohnerparkplätze
- Noch immer beträgt die Wartezeit auf einen Stellplatz für Anwohner aus der Innenstadt über 12 Monate
- Vermeidung von Parkplatzsuchverkehr
- Wir können die Verkehrsbelastung in der Innenstadt spürbar reduzieren, wenn wir an bestimmten Punkten ausreichend Parkflächen zu Verfügung stellen. Somit wird der Parksuchverkehr reduziert, da man sicher sein kann hier einen Parkplatz zu finden
- Besseres Ergebnis der Bewirtschaftung
- Das Ergebnis der Stadtwerke aus der Bewirtschaftung der Parkflächen ist negativ, da die Kosten für das Parkhaus auf Grund seiner Bauweise als Atombunker zu Buche schlägt. Auch die Kosten für die Reparaturen des Parkdecks belasten das Ergebnis. Durch die Größe des Neubaus sind alle Voraussetzungen geschaffen um das Ergebnis zu verbessern und letztendlich auch einen Gewinn zu erwirtschaften.
- Bessere Ausnutzung der Flächen (siehe oben)
- In Lohr ist der Wohnraum knapp und lehrstehende Wohnungen werden meist unter der Hand vermietet und kommen selten öffentlich bekannt. Im Umgriff des Parkdecks stehen mehr als 5.000 qm Flächen zu Verfügung, die zur Zeit nur als Stellplätze verwendet werden. Wenn das Parkdeck ausreichend Parkplätze bietet, könnten diese Flächen zum Beispiel für eine Wohnbebauung genutzt werden. Hierfür eignen sich die Flächen neben dem Stadtbahnhof und/oder gegenüber an der Valentinusapotheke.
- Des weiteren müssen wir an die Nachnutzung des Krankenhauareals denken. Auch hier wird, je nach Nutzung der Bedarf an ortsnahen Parkflächen steigen. Eine Überplanung der Parkflächen im Horbweg steht nichts im Weg, wenn Parkflächen in unmittelbarer Nähe zu Verfügung stehen
Ein weiterer Trugschluss von H. Pototzky und der Radinitiative ist, dass eine Verkehrsberuhigung zu 30 Prozent mehr Umsatz führen würde, das gilt jedoch nur Oberzentren und nicht für Kleinstädte wie Lohr a.Main. Negativbeispiele gibt es auch in näherer Umgebung.
In unserer ländlich geprägten Gegend wird das Auto weiterhin das wichtigste Verkehrsmittel bleiben, unabhängig wie die Antriebslösung der Zukunft aussehen wird. Jedoch muss die Situation für die Radfahrer verbessert werden. Hier hat die Stadt in den letzten Jahren viele Verbesserungen umgesetzt. Auch hier gilt dass Rom nicht an einem Tag erbaut wurde und wir auch in Zukunft Vorschläge umsetzen, die zur Verbesserung der guten Radsituation in Lohr beitragen werden. Leider müssen wir feststellen, dass hier manche auf einem sehr hohen Niveau jammern, nur weil ein sicherer Weg nicht der direkte ist.
Letztendlich müssen wir aber nochmal zum oben aufgeführten Punkt aus dem Grundsatzprogramm der Grünen zurückkommen:
„Regionale Wirtschaft zu stärken und Menschen bezahlbaren Wohnraum in der Nähe ihres Jobs zu bieten, vermeidet unnötige Wege, Gütertransporte und Pendelwege“
Nur durch die Bereitstellung von Wohnraum vermeiden wir den Individualverkehr. Je kürzer der Weg zur Arbeit ist, desto höher ist die Bereitschaft auf das Auto zu verzichten und auf den ÖPNV oder das Rad umzusteigen. Ein positiver Nebeneffekt ist außerdem, dass wir durch die Gewinnung von Neubürgern durch den Anteil der Einkommensteuer der in unsere Stadtkasse fließt, Geld für den Stadtbus, Bibliothek, Sing- u. Musikschule zu Verfügung steht.
Für die Fraktion des Bürgervereins
Eric Schürr